Christian Krüger von VELUX erzählt wie wir nachhaltig bauen können
Living Places, Kopenhagen

Der ganzheitliche Ansatz des Nachhaltigen Bauens verankern

Auf der Building Green in Hamburg am 6. und 7. Juni können Sie Christian Krüger, Leiter Vertrieb & Services Architekten / Planer bei VELUX Deutschland in einem Beitrag hören, wo er erzählen wird wie wir in der Zukunft nachhaltig bauen können. Der Bauwirtschaft bleiben nur noch wenige Jahre, bis sie das CO2-Budget des Pariser Klimaabkommens überschreiten wird. Wie können wir die Emissionen reduzieren, um sicherzustellen, dass wir das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens einhalten, und ist dies mit heute verfügbaren Standard-Komponenten möglich?

Gemeinsam hat VELUX mit den Partnern EFFEKT Architects und MOE Engineers untersucht, wie die Bauindustrie die Gesundheit der Menschen und des Planeten durch ein skalierbares Konzept unterstützen kann, das auf einen dreimal geringeren CO2-Fußabdruck und hervorragendes Raumklima abzielt – zu einem marktgerechten Preis. Das Projekt „Living Places“ wird als Partnerprojekt gebaut und kann bis zum Oktober 2023 besucht werden. Es ist ein Versuch, unser Verständnis von Gebäuden neu zu denken und entsteht in der Hoffnung, Grenzen zu überschreiten und durch neue Ideen zu inspirieren.

Hier können Sie ein Interview mit ihm lesen.

Was ist Ihr Hintergrund und wie arbeiten Sie mit Nachhaltigkeit?

Ich bin ausgebildeter Zimmerer, habe danach Architektur studiert und einige Jahre als Architekt gearbeitet. In meiner jetzigen Position bei VELUX ist ein umfassendes Wissen von Trends bzw. Tendenzen beim Bauen essenziell wichtig. Dazu gehören neben dem Thema der Nachhaltigkeit und Zertifizierungssystemen auch Themen wie BIM, Vorfertigung, Leichtbau etc.

Christian Krüger, Leiter Vertrieb & Services Architekten / Planer, VELUX Deutschland

Welche Herausforderungen und Möglichkeiten sehen Sie derzeit im nachhaltigen Bauen?

Eine Herausforderung ist sicher, in den Köpfen aller Beteiligten den ganzheitlichen Ansatz des Nachhaltigen Bauens zu verankern, verbunden mit dem aufwändigen, iterativen Prozess der Planung, in dem viele Einzel-Entscheidungen Auswirkungen auf weitere Aspekte des Gebäudes haben.

Die größte Chance sehe ich ebenfalls in dem ganzheitlichen Ansatz, so dass das fertig gestellte Gebäude für Umwelt und Nutzer gleichermaßen eine hohe Qualität hat und damit über einen langen Zeitraum genutzt werden kann.

Das diesjährige Thema lautet “Urbane Transformation – zum Nutzen der Menschen und des Planeten”. Wie können wir Ihrer Meinung nach unsere Städte zum Wohle der Menschen und des Planeten umgestalten?

Ein großes Thema dabei ist für mich die Verschiebung von individuell zugewiesenen Flächen oder Funktionen hin zu gemeinschaftlich genutzten Angeboten. Also z.B. nicht mehr „mein Raum“, sondern „unser Raum“. Dadurch lässt sich bessere Infrastruktur zu geringeren Kosten mit weniger Flächenverbrauch realisieren. Auch bei diesem Punkt ist jedoch ein Umdenken der Gesellschaft notwendig, dass am ehesten über Pilotprojekte und gute Beispiele vermittelt werden kann.

Welche Rolle können die Städte spielen, um den grünen Wandel voranzutreiben?

Die hohe Dichte der Städte und Versiegelung der allermeisten Freiflächen erfordern ein Umdenken, wie mit Flächen umgegangen wird. Dazu gehören sowohl gut funktionierende Konstellationen, so dass z.B. große Dachflächen von Nichtwohngebäuden als Retentionsfläche oder für PV genutzt wird, um nicht nur für das Gebäude selbst, sondern für das gesamte Quartier nutzbringend zu wirken.

Die Reduktion des Platzbedarfes für PKW´s durch gute Car-Sharing-, ÖPNV- und Park&Ride-Angebote ist ebenfalls ein großer Hebel, um Versiegelung, Flächenverbrauch und Luftqualität zu verbessern.

Wie kommen wir beim nachhaltigen Bauen vom “Business as usual” weg?

„Business as usual“ ist für mich zuerst einmal verständlich, da alle am Bau Beteiligten mit jeder Bauaufgabe ein gewisses wirtschaftliches Risiko eingehen und ein Haftungsrisiko für etwaige Mängel natürlich minimieren müssen. Entscheidend zum Umdenken könnte der Effekt der positiven Differenzierung am Markt sein, wenn also z.B. durch die Wiederverwendung von Materialien eine positive Assoziation mit dem Gebäude einhergeht, obwohl ein Bauteil vielleicht objektiv nicht mangelfrei ist, d.h. ich bereits beim Einzug Gebrauchsspuren sehe.

Welche nachhaltigen Projekte finden Sie spannend?

Besonders spannend finde ich die „Einfach Bauen“ Forschungshäuser in Bad Aibling von Florian Nagler. Hier wurden in den drei Gebäuden unterschiedliche Aspekte ausprobiert und bewiesen, die im realisierten Zustand vielen Beteiligten neue Perspektiven aufzeigen: Wieviel und welches Raumangebot brauchen wir wirklich? Wie weit können wir auf Technik verzichten? Welche primäre Baukonstruktion ist möglich bzw. vorteilhaft?

Living Places, Kopenhagen

Worüber sprechen Sie auf der Building Green und was erhoffen Sie sich von Ihrer Präsentation für die Teilnehmer?

Ich werde auf der Building Green das Pilotprojekt „Living Places“ vorstellen, das VELUX in Form einer kleinen Siedlung in Kopenhagen gebaut hat. Auf dem Areal wurden viele Fragestellungen realisiert, die als Anregung für Bauaufgaben an anderen Orten dienen können, z.B.: Wieviel Platz brauche ich zum Wohnen? Wie können gemeinschaftlich genutzte Bereiche funktionieren? Wie treffe ich in einer frühen Phase Entwurfsentscheidungen?

Vorrangige Ziele bei dem Projekt waren: Perfekte Lebensbedingung für den Menschen und die Gemeinschaft zu schaffen und gleichzeitig den CO2-Ausstoß zu senken, ohne Kompromisse bei Design, Raumklima, Tageslicht oder frischer Luft einzugehen.

Möchten Sie mehr von Christian Krüger hören?

Auf der Building Green in Hamburg am 6. und 7. Juni 2023 können Sie erfahren, wie wir die Lebensräume der Zukunft bauen können. Er nimmt Ausgangspunkt in dem Projekt “Living Places”, das bis Oktober 2023 in Kopenhagen besucht werden kann. Lesen Sie mehr über die Building Green Veranstaltung hier und sehen Sie das ganze Programm hier.

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