Auf der Building Green in Hamburg am 6. und 7. Juni können Sie Jens Kerstan in der Eröfffnungsrede erleben. Die Umweltbehörde unterstützt die Building Green und damit die wichtigen Themen Nachhaltigkeit, Klima- und Ressourcenschutz im Bauwesen als Kooperationspartner.
Jens Kerstan ist seit dieser Legislaturperiode Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA). Seit 2015 stand er bereits der Behörde für Umwelt und Energie vor. In der BUKEA werden Themen von Naturschutz, Energiewende und Klimaschutz, über Abfall- und Agrarwirtschaft und Recycling bis zu den Nachhaltigkeitszielen der UN bearbeitet und umgesetzt.
Hier können Sie ein Interview mit ihm lesen.
Welche Herausforderungen und Möglichkeiten sehen Sie derzeit im nachhaltigen Bauen?
Gebäude und Infrastruktur sind neben dem Grünerhalt eine wesentliche Grundlage für die hohe Lebensqualität in Hamburg. Es ist unser politischer Auftrag sie zu erhalten und weiterzuentwickeln, um auch in Zukunft die Ansprüche einer sozialen und klimagerechten Gesellschaft zu erfüllen. Gleichzeitig sind der Bau und die Instandhaltung unserer Gebäude und Infrastruktur besonders emissions- und ressourcenintensiv. Es gilt also darauf zu achten, dass wir alle Möglichkeiten nutzen, diese Emissionen weitestgehend zu reduzieren. Das Ziel ist, auch das Bauen klimaneutral zu gestalten.
Dabei stehen wir vor großen Herausforderungen. Um Baustoffe wie Stahl und Beton klimaneutral herzustellen, sind neue Technologien notwendig. Die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff ist ein wichtiger Faktor. Wir arbeiten an einem 100-MW-Groß-Elektrolyseur am Kraftwerksstandort Moorburg im Hafen und bauen das Wasserstoffnetz aus. Darüber hinaus setzen wir auch auf andere Strategien. Wir müssen – da wo es möglich ist – klimaschonende Baustoffe wie etwa Holz einsetzen und die bei Abrissen anfallenden Bauteile und Baustoffe so umfangreich wie möglich weiterverwenden, also recyclen. Das muss bereits bei der frühen Planung von Baumaßnahmen einbezogen werden. Und natürlich müssen wir den Bestand umfangreich sanieren und Abrisse vermeiden, wenn es möglich ist. Das serielle Sanieren mit klimaschonenden und recyclingfähigen Baustoffen ist hier der Königsweg.
Das diesjährige Thema lautet “Urbane Transformation – zum Nutzen der Menschen und des Planeten”. Wie können wir Ihrer Meinung nach unsere Städte zum Wohle der Menschen und des Planeten umgestalten?
Wir müssen deutlich machen, dass unsere Städte durch Klimaschutzmaßnahmen lebenswerter und sicherer vor den Auswirkungen des Klimawandels werden. Die energetische Sanierung von Gebäuden ist ein Baustein dazu. Es werden dadurch nicht nur Energiekosten gespart, sondern die Bewohner:innen profitieren auch von besserer Raumluft- und Wohnqualität. Umweltfreundliche und nachwachsende Baustoffe wie Holz oder Lehm schaffen ein gesundes Raumklima und stellen bei langfristiger Nutzung eine klimafreundliche Alternative dar.
Wir verbessern in Hamburg außerdem mit grünen Dächern und Fassaden nicht nur das Stadtklima, sondern auch die Lebens- und Wohnqualität der Menschen und unterstützen die Anpassung an den Klimawandel. Investitionen in Klimaschutz sind immer auch Investitionen in den Schutz unserer Lebensgrundlage und zukunftsfähige Städte.
Welche Rolle können die Städte spielen, um den grünen Wandel voranzutreiben?
Städte spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung des grünen Wandels, da sie für einen Großteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Gleichzeitig schaffen Städte viele Möglichkeiten, erneuerbare Energien voranzubringen, wie wir es u.a. in Hamburg mit der Solardachpflicht tun. In kompakten Quartieren im Geschosswohnungsbau kann Energie und die verfügbare Fläche effizient genutzt und grüne Mobilitätskonzepte etabliert werden. In Bestandsquartieren kann durch energetische Quartierssanierung und serielle Sanierungskonzepte in kurzer Zeit viel Energie eingespart und effiziente Wärmenetze aufgebaut werden.
Auch die Wiederverwendung von Baustoffen und die Verwendung von aufbereiteten, recycelten Materialien hat Vorteile in urbanen Räumen, da Transportwege eingespart werden können. So können kreislauffähige, ressourcenschonende Materialien auch dem Klimaschutz zugutekommen.
Wie kommen wir beim nachhaltigen Bauen vom “Business as usual” weg?
Ein klimaneutraler, nachhaltiger Gebäudebestand ist essenziell zur Erreichung unserer Klimaziele und davon profitieren alle. Im vorliegenden Entwurf der Novellierung des Hamburgischen Klimaschutzgesetzes sehen wir nun neben der Prüfung der Eignung von Holz in der Konstruktion auch eine Prüfung des Einsatzes von wiederverwendbaren Bauteilen aus Rückbau und Baustoffen aus Recyclingmaterial oder nachwachsenden Rohstoffen bei öffentlichen Gebäuden vor. Bei Schulgebäuden wird in Hamburg bereits viel in Holzbauweise und in Pilotprojekten auch mit Recycling-Beton geplant und gebaut.
Natürlich fördern wir den Einsatz von Holz auch in der sozialen Wohnraumförderung und beim Neubau von Nichtwohngebäuden. Das sind wichtige Hebel, um den Holzbau aus der Nische in den allgemeinen Markt zu überführen. Denn da ist noch einiges zu tun.
Aber natürlich reicht auch das noch nicht aus. Nicht jede Bauaufgabe lässt sich mit Holz realisieren. Wir werden daher unsere Instrumente weiterentwickeln, so dass wir die Potentiale aller Baustoffe nutzen können. Hierfür müssen wir ambitionierte Grenzwerte für die Treibhausgasemissionen des Bauens unabhängig vom Baustoff ansetzen. Die Neubauförderung des Bundes formuliert zum Beispiel solche Grenzwerte und zeigt, dass die Einhaltung für die Bauherren möglich ist. Wir können bereits heute viel klimaschonender Bauen, als wir es im „Business as usual“ tatsächlich tun. Und wir können bei guter Planung so manchen Abriss umgehen und damit Treibhausgasemissionen vermeiden. Das sind die Aufgaben, denen wir uns jetzt stellen müssen.
Welche Projekte des nachhaltigen Bauens finden Sie spannend?
Das Null-Emissionsgebäude, das als Blaupause für nachhaltiges Bauen in der HafenCity errichtet wird, ist ein spannendes Projekt. Das Gebäude wird als Unternehmenssitz der HafenCity Hamburg GmbH fungieren, aber auch andere Nutzungen, wie Gewerbe, Gastronomie und Kultur ermöglichen. Es soll über den gesamten Gebäude-Lebenszyklus von der Errichtung, über den Betrieb bis zu Rückbau und Entsorgung CO2-neutral sein.
Weshalb soll man an der Building Green in Hamburg teilnehmen?
Die Building Green kommt dieses Jahr das erste Mal nach Hamburg, worüber wir uns sehr freuen. Die Messe bietet die Möglichkeit, mit vielen Architekt*innen und Planungsbüros aus Dänemark und Skandinavien in den Austausch zu kommen und sich über zirkuläre Materialien und innovative Baustoffe zu informieren. Wir begrüßen die länderübergreifende Kooperation und sind gespannt auf viele interessante Diskussionen – wer etwas über die klimafreundliche Stadtentwicklung von morgen lernen möchte, sollte die Building Green nicht verpassen.
Möchten Sie mehr von Jens Kerstan hören?
Auf der Building Green wird er die Bau- und Architekturveranstaltung eröffnen. Lesen Sie mehr über die Building Green hier und melden Sie sich hier an.