29. November 2023 Emma

Ein wesentliches Potential des Holzbaus liegt im urbanen Bauen

Henning Klattenhoff von ASSMANN BERATEN + PLANEN. Auf der Build in Wood wird er ein Beitrag über den Holzbau in Bewegung leisten.

Henning Klattenhoff ist Leiter der Holzbauplanung bei ASSMANN BERATEN + PLANEN (ABP). Auf der Build in Wood am 23. und 24. Januar 2024 wird er ein Beitrag über den Holzbau in Bewegung leisten. In dem Block gucken wir uns die bautechnische Fragen und Herausforderungen vom Holzbau an und was zu tun ist, damit das Bauen mit Holz in Trassennähe gelingen kann.

Was gesellschaftlich höchst erfreulich ist, kann technisch zu einer Herausforderung werden. Der Holzbau ist in Bewegung – angeregt durch Bahn, LKW oder andere Schwingungen von außen. Grundsätzlich ist das Aufschwingen von Bauteilen (Resonanz) kein Material-spezifisches Problem vom Holz, allerdings reagieren Holzdecken aufgrund ihrer geringen Eigenfrequenz und Masse besonders auf niederfrequente Anregungen.

Sie können hier ein Interview mit ihm lesen.

Was ist Ihr Hintergrund und wie arbeiten Sie mit Holz?

Ich habe als Handwerker vor meiner Ingenieurstätigkeit knapp 10 Jahre mit Holz gearbeitet und als Tragwerksplaner ab 2005 viel mit Holz geplant – zunächst in London, seit 2008 in Hamburg. Derzeit bin ich Fachbereichsleiter für die Holzbauplanung bei ASSMANN BERATEN + PLANEN, organisiere das Hamburger Holzbauforum zusammen mit der Zebau und dem Holzbauzentrum Nord. Wir planen in Holz: Wohnungsbau, Bürobau, Schulen, Hallen in sämtlichen Größenordnungen bis hin zum Holzhochhaus.

Was sind Ihrer Meinung nach derzeit die größten Herausforderungen im Holzbau?

Die wichtigsten Herausforderungen im Holzbau sind für mich weder Brand- noch Schallschutz, sondern vielmehr die Holz-Hausaufgaben der nachhaltigen Ressourcenbeschaffung im Zeitalter des Waldumbaus und globalen Warenverkehre, die Wiederverwendung und Wiederverwertung von vorgefertigten Holzbauteilen und die Umweltwirkungen von Sekundärmaterialien wie Folien, Dämmstoffe und Klebstoffe.

Der Holzbau hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Wo liegt Ihrer Meinung nach das Potenzial für die Zukunft? 

Ein wesentliches Potential des Holzbaus liegt im urbanen Bauen der Gebäudeklassen 3-5. Hier benötigen wir mehr einfache Standards, viel Kompetenz in allen Bereichen -insbesondere in den Behörden. Wichtig wäre auch eine langfristige Preisstabilität, stets in Schlagweite zum mineralischen Bauen.

Welche Holzprojekte halten Sie für interessant und innovativ? 

Eins der wichtigsten Projekte ist für mich das Holzhochhaus ROOTS in der Hamburger HafenCity. Es hat alle Zweifel an die Belastbarkeit von Holz und die vermeintlichen Unzulänglichkeiten im Brandschutz im Wesentlichen zum Ende gebracht. Das ROOTS hat auch gezeigt, dass eine Stahlbeton-Substitution im großen Stil möglich und wirtschaftlich abwickelbar sein kann. Ganz abgesehen davon sehen wir hier auch: Es gibt Marktakteuer die gewillt sind, voran zu schreiten und den unbequemen Weg zu gehen – aus Überzeugung. Die GARBE Immobilien Projekte hat hier ein ganz wichtiges Signal gesetzt.

Wenn der Holzbau zum Klimaschutz beitragen soll, dann müssen wir ihn in Breite bringen. Das heißt: Es ist am Ende nicht ein interessantes und innovatives Projekt, sondern die Vielzahl der Projekte in den Gebäudeklassen 3-5 der letzten Jahre ebnen einen zukunftsweisenden Weg.

Worüber sprechen Sie auf der Build in Wood und was hoffen Sie, dass die Teilnehmer daraus lernen können?

Der Weg in die höheren Geschossigkeiten und die Rückkehr in die Großstädte wurde im Holzbau in den letzten Jahren schnell beschritten. Wichtig ist, dass wir uns bewusst machen, dass es neue Aspekte dabei gibt, die wir dabei zu berücksichtigen haben. Ein Aspekt ist die Schwingungsanregung von mehrgeschossigen Holztragwerken bei einer Anregung von außen, zum Beispiel durch nahe liegende Eisenbahnen. Das ist eigentlich in Großstädten eine Standardthema für den Holzbau: Was müssen wir beachten, damit unsere Holzbauwerke nicht unzulässig aufschwingen, wenn nebenan die Bahn fährt? Zu diesem Thema haben wir jahrelang geforscht und gemessen. Nun haben wir Ergebnisse.

Möchten Sie mehr von Henning Klattenhoff hören? 

Auf der Holzbaukonferenz ´Build in Wood´am 23. und 24. Januar 2024 in dem Empire Riveside Hotel können Sie ihn in einem Beitrag über Holzbau in Bewegung hören. Lesen Sie mehr über die Konferenz hier.